Nachts spielte die Kapelle Ständchen
75 Jahre Kirmes: Elbenberg feiert fünf Tage sein traditionelles Volksfest -liche Einladung
Es ist ein ganz besonderes Fest, das die Elbenberger am kommenden Wochenende feiern, eine Jubiläumskirmes: Zum 75. Mal findet das Volksfest nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt – vermutlich jedenfalls ist das so, denn genaue Aufzeichnungen aus dieser Zeit gibt es nicht.
Aber feierwütig, wie die Elbschen nun mal von Natur aus sind, haben sie sicher bald nach dem Krieg damit angefangen, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Und was spricht dagegen, in diesem Jahr endlich das vermutlich längst fällige Jubiläumzufeiern?
Ursprung liegt im Kirchweihfest
Tatsächlich, darauf weist das diesjährige Kirmesteam in einer extra für das Jubiläum aufgelegten Festschrift hin, ist die Geschichte der Kirmes ja deutlich älter als die angenommenen 75 Jahre. Schon vor den Weltkriegen wurde von den Menschen unterhalb des Buttlarschen Türmchens am Ende des harten Arbeitsjahres ein Fest gefeiert, dessen Ursprung im Erntedank und der Kirchweihe liegt. Überliefert ist, dass die Kirmes mit Tanz und Kirchweihkuchen gefeiert wurde. Mitwirkende waren dabei fünf bis sechs Kirmesburschen, die Kirmesmusikanten, der Strohbär, der Kirmespfarrer, die Großmutter mit dem Krauttopf und der Hering. Auch das Kirmestuch und bunte Sträuße an den Kirmeshüten der Kirmesburschen gehörten dazu.
Die Kirmes ins Dorf getragen
Über die vielen Jahre hat sich manches gewandelt und wurde angepasst, wozu auch eine wesentliche Entlastung der Festkapelle gehört. Die Musiker nämlich, so erzählt man sich heute noch im Ort, mussten in der Zeit vor dem Krieg tatsächlich nachts durch den Ort ziehen, um Ständchen zu spielen. In der Festschrift heißt es dazu: „Nach dem Tanz am Samstagabend gingen die Gäste um Mitternacht nach Hause, um Kaffee zutrinken, kurz darauf zogen die Kirmesburschen mit der Kapelle hinterher und trugendie Kirmes in das Dorf.“
In den 1950er Jahren wurde die Kirmes noch getrennt in Elben und Elberberg gefeiert, meist in mehreren Gastwirtschaften gleichzeitig. Die Kirmesburschen organisierten das Programm, während die Wirte für den Ausschank zuständig waren. Damals gab es ein bis zwei Wochen vor der eigentlichen Kirmes eine „Vorkirmes“ und wieder ein bis zweiWochen nach dem Fest eine „Nach-Kirmes“, jeweils mit einemTanzabend.
Das Kirmesprogramm ähnelte schon sehr dem heutigen:
Am Freitagabend wurde die Kirmes in der Gastwirtschaft angetrunken, am Samstag wurden die Dorfbewohner mit Ständchen zumTanzabend eingeladen. Am Sonntag wurden nach dem Gottesdienst erneut Ständchen gespielt, denn auch an diesem Tag sollte die Wirtschaft gefüllt werden. Am Montag wurde dann der Strohbär gewickelt und wie heute mit Fahne und Hering durchs Dorf geführt. Zum Abschluss wurden gemeinsam die gesammelten Eiergebacken.
Mit dem Bau der Mehrzweckhalle in den 1960er Jahren verlagerte sich das Geschehen aus der Kneipe dorthin, und 1967 feierten Oberdorf und Unterdorf erstmals eine gemeinsame Kirmes. 1986 traten die ersten Kirmesmädchen auf, das Kirmesteam Elbenberg entstand, bunt gemischt, wie man esheute auch kennt.
Die 1990er Jahre brachten die erste Zeltkirmes auf dem Sportplatz. Die Disco-Abende gelten als legendär. Anfang der 2000er kehrte die Kirmes in die Halle zurück. Die Corona-Pandemie
stellte die Kirmestradition vor besondere Herausforderungen. „Ein komplettes Jahr ohne Kirmes kam für uns nicht in Frage“, berichtet das Kirmesteam. Kurzerhand wurde im Garten bei Röhrigs gefeiert–in kleiner Runde, aber wie immer mit viel Herzblut.
Das 75-jährige Jubiläum steht un im Zeichen des Rückblicks und der Bewahrung der Tradition. „Wir wollen über die Erfahrungen, Geschehnisse, Anekdoten, Traditionen, Regeln, Gesänge, Besonderheiten und Werte unserer Kirmes sprechen, sie festhalten und für die Nachwelt greifbar machen“, heißt es von den Veranstaltern in der Festschrift. Ziel sei es, dass auch kommende
Generationen die irmes als etwas Positives erleben und weiterentwickeln. Für die derzeit Aktiven gilt das Gleiche,wie für ihre Vorgänger: Man ist stolz, Teil des Kirmesteams zu sein.
Ab Donnerstag fünf Tage Programm
Die Jubiläumskirmes wird vom 18. bis 22. September gefeiert. Dann wird die Dorfmitte mit dem Gemeinschaftshaus Flachsrose zur großen Partyzone. Los geht es am Donnerstag,
18. September, um 19 Uhr mit dem Antrinken der Kirmes. Ab 20Uhr steht die Doku „75 Jahre Kirmes Elbenberg“ auf dem Programm. Am Freitag startet um 20 Uhr die Party mit DJRobby. Der Samstag beginnt um 10 Uhr mit dem Ständchen-Spielen, abends wird mit der Coverband Band Holy Smoke gefeiert. Am Sonntag geht es nach dem Gottesdienst, der um 11 Uhr beginnt, im Stundentakt weiter mit der Doku „75 Jahre Kirmes Elbenberg“, einer Suppe aus der Feldküche, der Kinderkirmes und dem Weizen-Sonntag sowie Kaffee und Kuchen. Um 16 Uhr sorgt „Herrenabend“ für Stimmung.
Am Montag zieht das Kirmesteam ab 13 Uhr mit dem Strohbären durchs Dorf. Ein Bärenführer versucht, ihn an der kurzen Leine zu halten. Begleitet werden Bär und Führer von einem Dorfpolizisten, dem Heringsträger und dem Kirmesteam. Der Strohbär ist das traditionelle Symbol für die Kirmes. Vom Kirmesteam heißt es: „Die Interaktion zwischen dem Strohbären und den Elbenbergern ist ein wichtiger Bestandteil der Kirmes. Der Strohbär spielt oft Streiche, tanzt und animiert das Dorf.“
Beim Zug durch Dorf am Montag sammelt das Kirmesteam Eier,Wurst, Fisch und Käse als Spenden. Diese Spenden werden nach der Beerdigung des Strohbären und damit auch der Kirmes, bei der man das komplette Stroh des Bären während einer Andacht mit dem Kirmespfarrer auf einem großen Haufen anzündet, als Leichenschmaus allen Elbenbergern beim Festausklang zum Essen angeboten.
Text: Norbert Müller HNA
Bilder: Sammlung Kirmesteam




