Die Vergangenheit von Elben und Elberberg
Diese geschichtlichen Informationen wurden in den Mitteilungen 2001 des Geschichtsverein e.V. Naumburg zusammengetragen.
Alle Informationen stammen durch das intensive Sammeln von Geschichten rund um Elben durch den verstorbenen Lehrer Friedrich Schiller.
Die Männer trugen alltags eine Leinenhose mit langen Beinen; die Hosen waren verschiedenfarbig. Über die Hosen war ein blaues Kittelhemd gezogen, das von einem Lederriemen zusammengehalten wurde. Es wurde auch eine Weste ohne Ausschnitt, die bis obenhin geschlossen war, getragen. Unterwäsche: Leinenhemd; Unterhosen mit langen Beinen und zum Zubinden.
Strümpfe: Selbstgestrickt bis an die Knie, gehalten von einem Lederschnallenband.
Schuhe: Zuerst für die Frauen über einen Leisten geschlagen, für die Männer über 2 Leisten geschlagen; Halbschuhe ohne Kappe an der Ferse. schwarze Farbe.
Kopfbedeckung: Stoffmütze, teils mit, teils ohne Lederschirm: um 1870 selbstgestrickte Schafwollmütze in den Farben blau oder gelb oder grün …. mit einem bunten Stirnband eingewirkt; diese Kopfbedeckung war nur für den Winter.
Sonntags: Schaftstiefelmit langer schwarzer und brauner Hose, blauer Kittel und selbstgestrickte Jacken. grau gefärbt = weiß und blau durcheinandergewirbelt. Bei Zobel in Naumburg war eine Färberei
Um den Hals trug man ein seidenes schwarzes Tuch. In der Hand führte man einen Reisestock mit einer Pfeife zum Zeichengeben. Der Stock war aus Eichenholz.
Geraucht wurde aus Pfeifen.
Die Frauen trugen alltags einen weiten Rock. eine Leinenschürze, ein Leibchen mit Jacke darüber und wollenes Stricktuch, das dreieckig war und am Rücken gebunden wurde. Im Winter trugen die Frauen sonntags einen weiten bunten Kattunmantel. den das Brautpaar 14 Tage vor der Hochzeit gemeinsam kaufte. Die Halbschuhe waren ohne Schnallen. meistens über einen Leisten geschlagen.
Als Kopfbedeckung diente eine schwarze Betzel. sonntags hoch, alltags stumpf. Zwei breite Bänder hingen vom Kopf rückwärts bis zum Kreuz. Sonntags wurde die Betzel mit 2 bunten Bändern unterm Kinn gebunden und bis auf Magenhöhe herabhängen lassen.
Trachtenleben in Deutschland – Bd. 3. Hessen. Herausgegeb. v. M. Hain. Berlin 1959 – 4 M. 6 farb. Taf. U. 87 Abb Lwd. Neu
Quellen: Elwert-Verlag. Marburg
K.Muster: die Spitzbetzeltracht im Amte Felsberg d. Kr. Melsungen. Beitrag zur Niederhess. Volkstracht, Melsungen (1953). 12 S.M. 9 Abb. Kart.
Retzlaff. H. u. R. Helm: Hessische Bauerntracht.Mlarburg 1949 – 28 – 30 S. M. 30 Abb. Kart
Rumpf. F.: Der Mensch und seine Tracht. ihrem Wesen nach geschildert. Berlin 1905 x 330 S. M. 29 Taf. Hlwd
Die Elbener Interessenten sind aus den Hufenbauern entstanden. Es waren 40 – 42 Nutzen. Für geleistete Hand- und Spanndienste für die Elberberger Herrschaft hatten sie das Recht, aus den Buttlarschen Waldungen ihren Nutz- und Brennholzbedarf zu decken. Die Hand- und Spanndienstler mussten dafür das ganze Jahr hindurch, wenn ihre Dienste benötigt wurden, für die Herrschaft umsonst arbeiten. Weil nun nach den Ansichten der Elberberger Herrschaft dadurch in den Forsten zuviel ”geräubert ” wurde, bekamen die Spanndienstler das Recht, nur in der Klaus ihr benötigtes Holz zu schlagen (= ca. 500 hess. Acker). Bei der allgemeinen Ablösung (Gesetz von Napoleon 1. erlassen), z. B. Auflassung der Zehnten. bekamen die Spanndienstler den Wald auf der Klaus zugewiesen. Der Wald wurde Interessentenwald genannt. Die Buttlarschen Forstbeamten hatten die Aufsicht über die Bewirtschaftung des Interessentenwaldes, die Herren von Buttlar das Jagdrecht. EIben hatte ursprünglich 40 “Holznutzen”; heute sind es 38 vollberechtigte – 2 nicht vollberechtigte – versoffene Nutzen. Versoffen deshalb, weil die beiden Nutzungsberechtigten Schulden gemacht hatten, hauptsächlich Saufschulden, und diese mit Holznutzen abdeckten. Die Nutzungsberechtigten bekommen nur Brennholznutzen, kein Nutzholz.
Der Holznutzen war ursprünglich an den Hof gebunden und durfte niemals verkauft, verschenkt oder irgendwie von der Holstelle entfernt werden; er war an den Hof gebunden und hat bei Auflassung des betr. Hofes wieder an die ursprünglichen Besitzer zurückzufallen. Die ursprünglichen Besitzer sind die Herren von Buttlar.
Es gibt heute Ganze-, Halbe- und Viertelnutzen.
Ein ganzer Nutzen = vom geschlagenen Brennholz und verkauften Nutzholzerlös der 38. Teil:
Ein halber Nutzen = von dem geschlagenen und verkauften Holze der 38. Teilgeteilt durch 2;
Ein viertel Nutzen = vom geschlagenen und verkauften Holze der 4. Teil. Den Viertelnutzen gibt es nur in Altendorf. Halbe- und Viertelnutzen entstanden nur durch Teilung.
Ein ganzer Nutzen hatte 1 000 bis 1 500 Goldmark Wert. Der Holzerlös wurde dann nach Nutzenanteil verteilt. In Elben ist die Gemeinde der Besitzer von Grund und Boden, die Interessenten genießen den Nutzen. Der Waldnutzen ist grundbuchlich eingetragen und zwar nach den neuesten Feststellungen des Landratsamtes nur 35 ha auf die Waldinteressenten und ca. 85 ha auf die Gemeinde. Diese Überraschung für die Öffentlichkeit gab es durch die Neuausschreibung der Waldjagd, da man auf große Gewinne aus der Jagdpachtsumme, wie sie die Industriebarone des rheinwestfälischen Industriegebietes um 1958 bis heute bieten. So boten sie für ein Jagdrevier in der Gemeinde Naumburg, das bisher 500 bis 1000 Mark kostete 5000 bis 10000 DM!!! Die Pachtsumme für Fischereigewässer der Stadt Naumburg stiegen im Jahre 1960 von DM 5 auf DM 90 oder von DM 25 auf DM 130 jährlich. Auch hier sind westfälische Industrieherren die meistbietenden Pächter. Es trat also eine Verschiebung vom Geburtsadel zum Geldadel ein.
Die grundbücherliche Eintragung macht also den Anteil zu einem Teil des Eigentums . Die Einschlagsmenge eines Jahres wird vom staatlichen Forstamte festgelegt.
Auch bei der Elbener Schulstelle (Sprengersches Gut) war ein ganzer Holznutzen, den sich jemand von den Interessenten zugeeignet hat. Ein Streit entstand in Elben vor einigen Jahren, als die “Dicke Eiche” beim Klaus-Sportplatz gefällt wurde. Der Holzerlös stand der Gemeinde zu, da die “Dicke Eiche” auf Gemeindegrund = ehemalige Trift, stand; die Interessenten vereinnahmten den Erlös trotzdem!
Altendorf bekam seinerzeit etwas 1000 Acker in der Winterkehle zugeteilt, Elberberg die Elberberger Hecke mit ca. 300 hess. Ackern.
…war der “Muh-Hännes” (Schaub) aus der Hintergasse. “Muh” wurden sie gerufen, weil die Schaubs einmal die Kuhhirten in Elben waren.
Als Nachtwächter blies Hannes von abends 10 Uhr bis morgens 3 Uhr jede Stunde ab; erst mit einem Horn, dann mit einer Trillerpfeife, ohne Ausrufen der Stunden, aber mit einem Stock.
Der Nachtwächter musste abends um 10 Uhr die Wirtshäuser abgehen und Feierabend bieten (Polizeistunde). Bei Feuer hatte er Feueralarm zu geben
Der Nachtwächter und 2 Mann Schleichwache wurden von den Gendarmen kontrolliert. Sie wurden auch entlohnt. Es gab bis vor dem 1. Weltkrieg in Elben Nachtwächter.
Das Haus Georg Ritter war das Buttlarsche Gerichtshaus für Elben. Im Ritterschen Hause ist heute noch die ehemalige Arrestzelle (im 2. Stock ein Kämmerchen ohne Fenster) zu sehen. Diese Zelle hieß die ..Schwarze Kammer”. Sie war lange Zeit verschlossen. Niemand traute sich in die schwarze Kammer, da sie verrufen war. Thüres Vater (Müller Thüres Vater) erzählte:
Eines Tages tranken sich einige Männer mit Schnaps Mut an, bewaffneten sich mit Äxten und Beilen und gingen an die Schwarze Kammer. Was verbirgt sie? Rostige Ketten? Skelette? Einige bekamen es mit der Angst zu tun und liefen weg, die übrigen gingen der Schwarzen Kammer zu Leibe.
Als man die eichene Kammertür mit wuchtigen Axtschlägen aufgesprengt hatte, stand man vor einem leeren, schwarzen (angeräucherten) Raum von ungefähr 18 qm Grüße. Auf dem Fußboden lagen Reste leerer Leinkapseln.
Um 1830 war ein gewisser Kaiser, ein Jude, Besitzer des Hauses, der hier eine Tuchweberei betrieb (nur kurze Zeit). Er verzog dann nach Naumburg, die Weberei wurde eingestellt, Von diesem Kaiser kaufte ein Bauer Schneider das Anwesen und von dem der Vater des jetzigen Bauern Georg Ritter (um 1859).
Auf Zuschlags Plane am Mühlenberg am Klausweg, der Galgenweg genannt(mitten auf dem Wellenberg = Bergnase zur Klaus hinauf, wo dieser Buckel auf den Klauberg trifft oder wo dieser Buckel an dem Klausberge hängt) stand der Galgen. Schwing = Ritte Simons Vater, konnte sich noch an die Steine (Fassung) des Galgenbaumes erinnern; Schwing Opas Großvater sah noch einen hängen.
Hainrecht 1353/S. 127
Der Galgen zu Elben vor dem Mühlenberg ist umgefallen; 18.5.1814
Schriftzug wie acta xxv. 4 Seite. 65/. Der Galgen war morsch
Der Großvater des alten Simon Ritte, Kaufmann und Schuhmacher in Elben, (Der Vater von Lisbeth Große, geb. Ritte = Schwings Lisbeth) – vor 100 Jahren – kam eines Tages nach Hause und hatte den Kopf volI Läuse. Seine Mutter befahl ihm, einen Teil der Läuse in Papier zu wickeln und in das Haus der Dorfhexe zu tragen. Auf dem Gartengrundstück des Bauern Herzog (= Mariens) hatte die “Zauberfrau”, genannt „Elseweth = Elsbeth”, ihr Häuschen stehen. Der Bauer Herzog findet heute noch beim Umgraben Mauerreste dieses “Hexenhäuschens”. Er warf nach der Anweisung seiner Mutter die in Papier eingewickelten Läuse in ein Kochtippen der abwesenden Elseweth. Mit einem Schlage waren alle Läuse vom Kopfe weg.
Ein Onkel der Frau Meyer in Breitenbach musste jeden Tag ein neues Hemd anziehen, da das betreffende Hemd immer voll Läuse war. Er musste nun einige Läuse in eine Bohnenschale tun und in das Haus der als Hexe verschrienen Frau tragen und in ein Kochtöpfchen werfen. Mit einem Schlage waren die Läuse weg.
Konrad Schmidts Vater aus Elben erzählte beim Holzfällen, dass er ein paar Schweinchen hätte, die ganz elend wären. Da wurde ihm von einem Elbener Bewohner folgender Rat gegeben:
1.alle Türen zu verschließen und niemand ins Haus lassen,
2. mit einem Stecken die Schweinchen tüchtig verprügeln, da die Schweinchen verhext wären.
Die Dorfhexe kam während des Schlagens an die fest verschlossene Tür, konnte aber nicht ins Haus. Die Schweinchen aber waren von der Stunde an gesund und gerieten.
Wenn Schweinchen nicht fressen, wird dreimal an den Trog geschlagen. Damit ist der Hexenbann gebrochen.
Werden Läuferschweinchen zum Fettfüttern das erstemal in den Schweinestall des eigenen Hauses gebracht, so müssen sie über eine Barte in den Stalllaufen. Nur so habe man Glück.
Der Großvater des Bauern und langjährigen Bürgermeisters Heinrich Fischer, Christoph Fischer, soll das 6. und17. Buch Moses gehabt haben, in dem die Sprüche über Hexerei und Zauberei gestanden haben.
Der Schwiegervater des jetzigen Schmiedes Knatz, Johannes, kam einmal als junger Bursche von Sand her gegen Elberberg. Am Kohlhagen kam ihm – es war Mitternacht – ein Leichenzug entgegen.
Im Hause des jetzigen Schmiedes Haupt soll es gespukt haben. Der gen. Schwiegervater des Schmiedes Knatz. der alte Eubel, war mit einer geb. Schröder, Bauerntochter aus dem Schröderhofe in EIben verheiratet und hatte dieses Haus als Mitgift seiner Frau bekommen. Der alte Eubel sah angeblich in diesem Hause Männer mit Zylindern in dem Schornstein auf- und niederfahren.
Frau Meyers (“Pracha”) Schwiegervater kam einmal von Wichdorf her über Merxhausen gegen EIberberg mit einer Bank auf dem Rücken. Es war Mitternacht, als er im Käsebusch angekommen war. Da spürte er plötzlich, wie die Bank immer schwerer wurde. Sowie er den Käsebusch hinter sich hatte, hatte auch die Bank wieder ihr gewöhnliches Gewicht. Es soll ein Geist auf der Bank gesessen haben
Auf dem Dache des Stellmachers Knieling in Elben steht ein Wettergeist auf der Ost-Giebelspitze. Ein mit einem Schwert bewaffnetes Männchen sticht auf einen Drachen ein. Diese Gruppe ist aus Blech hergestellt
Wegen der Waldnähe rufen in Elben zur Paarungszeit immer viele Waldkäuze von hohen Bäumen von Hausgiebeln und vom Kirchendach nachts ins Dorf. Der Ruf klingt ‘wie: „Kuiwitt, Kuiwitt = kommt mit?” Es heißt dann bei abergläubischen Leuten. der “Totenvogel” ruft einen bald ab auf den Friedhof
Der Kuckuck sei auch ein Hexenvogel, da er sich im Sommer – weil man ihn nicht mehr höre in einen Habicht(Sperber) verwandelt
Ursprünglich eine Papiermühle, derer von Buttlar. Die Familie Käseberg auf Elberberg sind Abstämmlinge der Papiermacher in Elben (Vorfahren der Käseberg). Das Papier wurde hauptsächlich von der Herrschaft verbraucht, also auch in Elben; Rohstoffe waren Lumpen. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts sammelten Lumpensammler im Winter bei den Bauern Lumpen und schafften sie nach Kassel in die Papierfabriken. Letzter Papiermüller war ein gewisser Scheffer. Das Elbener Papier hatte auch ein Wasserzeichen (s. Anlage!)
Nach der Papiermühle wurde eine Bierbrauerei eingerichtet. Bayerische Bierbrauer trauten. Das Elbener Bier wurde ob seiner Güte bis nach Kassel gefahren. Weil nun der Rentmeister Heerdt von den Brauern verlangte, dass mit weniger Gerste auch gutes Bier gebraut werden sollte, wurde das Bier schlechter. Es traten Absatzschwierigkeiten ein. Das Bier wurde schließlich so schlecht, dass man das letzte Bier in die Elbe schütten musste.
Wo die ehemaligen Ankleidekabinen des Schwimmbades standen, war die Brauerei, die in den 70er Jahren d. v. Jh. abgebrochen wurde. Das Bierbrauen der ,,buttlarschen Bierbrauerei” wurde schon um 1850 herum eingestellt. Nach der Brauerei wurde eine Schneidermühle um 1850 aufgemacht, die noch 1960 im Betrieb war. Der Schneidermüller war der Zimmermeister Gustav Ludwig, ein Flüchtling aus dem Archer Ländchen im Sudetenland (heimatvertrieben). Der vorige Pächter der Schneidmühle nach dem letzten Kriege war Andreas Knatz aus Elben.
Das Mühlrad trieb auch eine Zeitlang Pumpen für die Elberberger Wasserleitung, bis die neue Leitung aus dem Alten Wald eingerichtet war.
Die heutigen Schafställe wurden in den 70er Jahren d. v. Jh. gebaut. Die Schafställe standen am heutigen Bringmanns Hofe in Elben, jetzt Dieter Heidrich. Sie wurden hier abgebrochen und in der Hardtmühle aufgebaut. Die heutige Küche im Erdgeschoss des Georg Bringmannschen Hofes war die Schnapsbrennerei der Elberberger Herren. Der Felsenkeller auf der Hardtmühle war der Kühlraum für das Buttlarsche Bier. Um 1894 wurde auf dem Rasen zwischen den Linden vorm Felsenkeller getanzt, während die Musikanten über dem Felsenkeller saßen und aufspielten. Im letzten Kriege wurde der Felsenkeller im Hardtkopf mit Hilfe polnischer und russischer und französischer Fremdarbeiter zu einer unterirdischen Munitionsfabrik oder einem Rüstungsbetrieb in Ausbau genommen, aber nicht fertiggestellt. Die Amerikaner ließen 1945/46 diese unterirdischen Anlagen sprengen. In einem erhalten gebliebenen Teil lagerte der Elberberger Wirt sein Bier.
An der Stelle des Transformatorenhäuschens stand die Zehntscheuer (abgebrochen in den 1870er Jahren). Wo die Familie Feichtinger ihr Holz stapelte, stand ein Backofen. In den 1870er Jahren wurde auch die Brücke nach Altendorf zu gebaut.
Früher gab es in Elben 4 Arten von Hirtenämtern:
- Kuhhirte
- Schweinehirte
- Gänsehirte
- Schafhhirte
Das Gemeindehirtenhaus stand auf dem Gartenland unterhalb Hildebrandt am Dicken Stein.Bis ca. 1900 waltete der Kuhhirte seines Amtes. Weidezeit war vom Mai bis zum Herbst. Weidestunden: morgens um 10 oder 11 Uhr blies der Kuhhirte auf seinem ca. 1 m langen Horn aus Weißblech. Die Leute ließen das Vieh aus den Ställen: geweidet wurde bis abends gegen 6 Uhr. Der Kuhhirte wohnte im Hause Käseberg, Wilhelm (Hintere Gasse). Der letzte Kuhhirte Elbens war Schaub Johannes (= Mins-Muh-ens = Muh-Hennes). Den Namen bekam der Kuhhirte wegen des Muhrufens der Kühe. Der Stier war auch mit auf der Weide. Der Besitzer der Kuh, die vom Stier gesprungen wurde, musste verständigt werden.
Weideland = Trift = Gemeindeland längs der Klaus (Lockacker) bis zu Zuschlags Land oberhalb der Ziegelei, den Ballenbach aufwärts bis zum Jagdhaus bei Michels Mühle = Hute für die Elbener Kühe; die Hardt von den Teichwiesen an der Allee bis zum Erzeberg = Hard-Trift. 1871 wurden die Huterechte abgelöst. Der heutige Interessentenwald umfasst mit einem großen Teil der Trift, der Grund und Boden gehört der Gemeinde, das Nutzungsrecht haben die Hufenbesitzer.
Der Hirte hatte keine besondere Kleidung. Er hatte aber einen Ringelstock aus Weidenholz bei sich.Dieser hatte Reisestocklänge, oben einen gewöhnlichen Griff, unten war er gespalten. Oberhalb des Gespaltenen waren 5 Ringe aufgezogen. Sowie der Hirte mit dem Stock eine Bewegung machte, rappelten die Ringe und das Vieh hörte darauf. Als Entlohnung erhielt er 1 – 2 Mützen Getreide.
Der Schweinehirte in Elben um 1880
Weideland wie bei den Kühen, auf der Gemeindeweide. Mit dem Horn wurde zum Austreiben geblasen. Schweinhirten waren die Ureltern Konrad Credes = Schweins oder Buchweh; Schweins = beim Schweinehirten.
Der Schweinehirte trug eine gestrickte Zipfelmütze, Schafwolle, mit einer dicken Quaste, die bis auf die Schultern reichte. Geweidet wurden alle Sorten von Schweinen, auch der Gemeindeeber.
Beim Bienenhäuschen(Altenstädter Weg) standen früher Eichen. Die Schweine wurden im Herbst dorthin auf die Eichelmast getrieben.
Als Entlohnung bekam der Hirte von jedem geschlachteten Schwein den „Schweinekrümmling“, der Darm vom Magen weg, ungefähr 50 cm lang, mit guter Wurst gefüllt. Diese Wurst heiß auch der „Hirtenstock“. Als Spottname wurde sie auch „Gewitterwurst“ genannt.
Das kam so: Ein gewisser Rudolf, genannt der „Sack“, war ein arger Geizhals und Hungerleider. Seine Frau hieß Jette. Dem alten Sack passte es nicht, dass er jedes Jahr den Hirtenkrümmling abgeben musste. Das ärgerte ihn ungemein. So oft ihm nun diese schöne Wurst in die Augen kam, packten ihn Geiz und Reue. Da wurde es ihm einmal untragbar und schrie seiner Frau Jette mit zorniger Stimme zu: „Jette, Mach, dass die Gewitterwurscht usm Husse kimmet!“ Seit der Zeit heißt diese Wurst in Elben „Gewitterwurst“.
Die Peitsche des Scheweinehirten war ein 40 – 50 cm langer Stock mit 3 – 4 m langen Riemen. Um 1885/87 wurde das Schweinehüten eingestellt; kein Hirte mehr?
Schafhirten in Elben um 1880
Der letzte Elbener Schäfer war Röhrigs, Karl aus Königshagen. Um 1920 ging in Elben die Schäferei ein, zu wenig Schafe, und wurde an Naumburg angeschlossen
Gänsehirten in Elben
Er wohnte im Hirtenhaus am Dicken Stein. Als Zeichen trug er an einem Stock ein rotes Tuch, ungefähr so groß wie ein Taschentuch. Wo er weidete. steckte er einen Stock in die Erde.
Weideplatz: Am Dicken Stein bei Wissemann hinaufzu. Im Herbst nach der Ernte ging es auf die Felder. Grasweide war auch am Gispel(Transformatorenhaus). Der letzte Gänsehirte wohnte im heutigen Borgolte-Haus. Als Entlohnung erhielt der Gänsehirte für eine alte Gans 1 Laib Brot und für die Gänslein je Stück 15 Pf. = 18 Heller.
Bei Bott, Elberberg, war eine Postagentur eingerichtet. Hier wohnte erst der Bürgermeister Hagemeier, der auch Posthalter war. Frau Hagemeiner nahm als Witwe die Poststelle mit in das Buttlarsche Haus (Eckhaus an der Straße?). Es gab dann sogar eine Zeit lang 2 Posthilfsstellen und zwar:
- Posthilfsstelle ….. Gemeindenwirtschaft
- Posthilfsstelle ….. Hof Heinrich Fischer, Landwirt
Dessen Großvater war 50 Jahre hintereinander Bürgermeister in Elben und zugleich Poststelleninhaber.
1907 kam die Posthilfestelle in die Gemeindewirtschaft; Posthalter war Simon Ritte, Schuhmacher. Im Jahre 1919 übernahm der Maurer Heinrich Knatz die Posthilfsstelle in der Gemeindewirtschaft bis zum Jahre 1925. von 1925 war Heinrich Herzog Posthalter; daher noch das Telephon in der Gemeindewirtschaft. Als Afterpächter kommt dann EubeI Dittmar. Da dessen Frau dies alles nicht bewältigen konnte, bewarb sich 1940 der heutige Kaufmann Knatz um die Postgeschäfte. Nach der Rückkehr des Dittmar Eubel aus russischer Kriegsgefangenschaft des 2. Weltkrieges gab Knatz die Post an diesen ab, der die Poststelle in sein neu erbauten Haus gegenüber dem Höllenschlösschen verlegte. Posthilfsstellenleiter war Dittmar Eubel und Briefträger Fritz Heerdt.
Poststelleninhaber nach Dittmar Eubel war Hermann Orth aus Heimarshausen.
Ursprünglich wurde die Post von Briefträger ausgetragen, mit dem Fahrrad; dann mit dem Auto (Fritz Heerdt) vom Postamt Naumburg aus.