Auch wenn das Wetter nicht ganz mitspielte, war der traditionelle Familienwandertag in Elbenberg, ausgerichtet von der Freiwilligen Feuerwehr mit Unterstützung des SPD-Ortsvereins Elbetal, ein Erfolg.
Die Veranstaltung stand diesmal unter dem Motto „Wir wandern zusammen – für Demokratie und offen für Vielfalt“. Nicht zuletzt wegen des Themas nahmen auch Gäste aus anderen Naumburger Stadtteilen an der Wanderung und dem anschließenden gemütlichen Beisammensein teil. Dabei hatte die Feuerwehr wie gewohnt für eine schmackhafte Suppe und Gegrilltes gesorgt. Am Nachmittag gab es noch Kaffee und ein reichhaltiges Kuchenbuffet. Und auch die Kinder hatten auf dem Gelände der Feuerwehr viel Spaß.
Entlang der aus den Witterungsgründen abgekürzten Wanderstrecke gab es an folgenden Stationen interessante historische Erläuterungen aus der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft durch Herrn Dr. Volker Knöppel:
1.Station: ehemaliges Ziegeleigelände
In der sog. Mischlingsaktion wurden am 19.9.1944 jüdische Männer, Frauen und ihre Kinder aus Ostwestfalen deportiert und in verschiedene Arbeitslager der OT (Organisation Todt) eingeliefert. 122 Frauen aus der Region Bielefeld und Münster kamen nach Elben.
Vom hiesigen Arbeitslager gibt es keine Fotos. Die hierher deportierte Künstlerin, Frau Ilse Häfner-Mode (1902-1973), fertigte jedoch mit Stahlfeder und Tinte auf Papier eine Zeichnung des Lagers im Tonloch von Elben. Diese Zeichnung wird heute in der Kunstsammlung Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora aufbewahrt, Inv.Nr. V 1118 L und ist auch im Internet einsehbar unter https://www.buchenwald.de/833/ .
In Elben lebten die Deportierten anfangs auf dem Dachboden des Gasthofes Eubel. Später mussten die Frauen in das Tonloch der ehemaligen Ziegelei umziehen, waren dort zunächst in Spitzzelten untergebracht und errichteten dort dann in Eigenarbeit Baracken.
2.Station: Felsenkeller am Sportplatz
Ab 1943 bauten die Nazis in unmittelbarer Nähe des Felsenkellers eine unterirdische Fabrikationsanlage, wohin die Produktion der Henschel Flugmotorenwerke (Baunatal) verlagert werden sollte. Bauausführende Firmen waren Richter und Cronibus aus Kassel; die Bergwerksgesellschaft Hibernia stellte die Bergleute. Vier große Stollen führten in den Berg mit zwei Haupt- und zwei Nebeneingängen. Einige Stollen waren so groß, dass ein Lkw hineinfahren konnte. Die unterirdische Fabrik, die wegen des Kriegsendes ihren Betrieb nicht mehr aufnehmen konnte, sollte auch eine Bahnanbindung erhalten. Es wird mündlich berichtet, dass eine Stichverbindung zur Naumburger Kleinbahn bereits im Gelände abgesteckt war. Die Arbeiten beim Vorantreiben der Stollen wurden von Zwangsarbeitern aus Osteuropa ausgeführt, die in einem Arbeitslager am rechten Ufer der Elbe am Weg nach Altendorf untergebracht waren. Ab Herbst 1944 mussten auch die Frauen aus dem Lager in Elben hier schwerste Arbeit verrichten. Einige wenige Spuren dieser Anlage sind noch heute gut sichtbar, wie etwa die drei Betonklötze am Waldrand, die als Fundamente für die Kompressoren dienten (siehe Foto). Und die heutige Sportplatzfläche zählt ebenfalls zu diesen Spuren, denn im Unterbau des Platzes ist der Aushub aus den Stollen verarbeitet.