Landkreis kauft Höllenschlösschen

In Naumburg sollen weiterhin Flüchtlinge untergebracht werden

Der Landkreis kauft das ehemalige evangelische Freizeitheim Elbenberg. Das haben die Kreistagsmitglieder beschlossen. Aktuell mietet der Kreis die Immobilie, die vor Ort auch als Höllenschlösschen bekannt ist, und hat dort Flüchtlinge untergebracht. Kritik an dieser Kauf-Entscheidung gab es im Kreistag von CDU und AfD.

Für 600 000 Euro will der Landkreis die Immobilie von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck kaufen. Abgezogen wird davon allerdings die Miete vom 1. Januar 2023 bis 31. August dieses Jahres. Pro Monat zahlte der Landkreis 12 000 Euro. So bleibt ein Restkaufpreis von 360 000 Euro für das Gebäude mit 1200 Quadratmetern Wohnfläche und das Grundstück mit einer Fläche von 9200 Quadratmetern. Bis zu 80 Flüchtlinge können dort untergebracht werden, sagte Kreissprecherin Alia Shuhaiber. Diese Kapazität sei aktuell auch ausgeschöpft.

Eigentlich sollte der Kauf ohne Aussprache im Kreistag durchgewunken werden. Doch die CDU setzte sich für eine Diskussion ein. „Warum sagen wir einfach, komm, wir machen das? Auf Grundlage welcher Infos wird hier entscheiden? Wissen wir welche Kosten auf uns zukommen?“, fragte Frank Hellwig (CDU). Es gebe zahlreiche Beispiele von Projekten, wo im Nachhinein unerwartete Sanierungs- und Unterhaltungskosten entstanden seien – gerne auch mal in Millionenhöhe.

Erste Kreisbeigeordnete Silke Engler (SPD) sagte, sie sei „erstaunt“, schließlich habe man im Haupt- und Finanzausschuss diese Fragen doch bereits ausführlich beantwortet. Aber sie erkläre gerne
noch einmal: „Es gibt keinen Sanierungsstau“. Das Haus werde schon genutzt und sei vor dem Erstbezug bereits entsprechend umgebaut worden. Selbst wenn der Zuzug von Flüchtlingen nachlasse, sei der Bedarf für die Nutzung da. Nur elf der aktuell 52 genutzten Gemeinschaftsunterkünfte seien im Landkreisbesitz.

Kleinere Umbauten stünden vielleicht an, allerdings würde diese die Stadt Naumburg vornehmen. Denn diese hatte beschlossen, im Rahmen der Dorferneuerung bisher ungenutzte Räume des ehemaligen Freizeitheims für ein Dorfcafé zu nutzen und ein generationenübergreifendes Bewegungs- und Fitnessangebot zu schaffen. Das wolle man gerne ermöglichen.

Natürlich könne immer etwas sein oder überraschend passieren, trotzdem sei der Kauf wirtschaftlich sinnvoll, sagte Thomas Gudehus (Grüne). Die 360 000 Euro für den Kauf habe man in Anbetracht der monatlichen laufenden Kosten von 12 000 Euro schnell wieder drin.

Volker Richter (AfD) sagte, irgendwann käme der Punkt, an dem alles Schönmalen nichts nütze, um Kosten zu überdecken. Hier würde mal wieder ein Fass aufgemacht, ohne zu wissen, wie man es wieder verschließe.

Parteifreund Florian Kohlweg hinterfragte, warum man überhaupt 12 000 Euro Miete zahle, das sei doch reichlich hoch. Dieser Widerspruch verhallte, der Kauf wurde beschlossen.

Text: Michaela Pflug und Bild: Norbert Müller HNA vom 18.11.2024
Artikel HNA vom 18.11.2024