„Wenn ich helfen kann, dann mach ich das auch“
Jannik Platte ist nicht nur leidenschaftlicher Hobbyfußballer und Jugendtrainer in seinem Heimatverein TSV Elbenberg – er hat auch einem Menschen mit seiner Stammzellspende eine zweite Lebenschance ermöglicht! Als der junge Verwaltungsfachwirt aus Naumburg Stammzellen für einen an Blutkrebs erkrankten Menschen als Spender infrage kommt, sagt er sofort zu: „Ich bin ein gesunder junger Mann, daher stand das für mich fest“, erzählt der Nordhesse.
Die Faszination für den Fußball hat bei Jannik Platte früh ihren Anfang genommen. Seit den Kindertagen steckt der heute 30-Jährige in den Fußballschuhen. Das Vereinsheim des TSV Elbenberg: für ihn von Beginn an eine Art zweites Wohnzimmer. Mehr als ein Jahrzehnt war sein Vater dort bereits Vorstandsmitglied. Spross Jannik nahm er regelmäßig mit auf den Bolzplatz und in das Vereinshaus des Clubs. „Ich bin von Anfang an durch die Familie in diesen Verein hineingerutscht“, sagt Jannik heute.
Nicht nur die Leidenschaft für den Fußball hat er geerbt – auch die ehrenamtliche Arbeit im eigenen Verein ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Er übernimmt die Rolle des Jugendleiters und -trainers, setzt sich gerne für die anderen ein. „Ich arbeite gerne mit den Kids zusammen. Dabei würde ich sagen, dass Ehrenamt für mich gar keine Arbeit ist. Es macht einfach Spaß, zusammen Ideen zu entwickeln und den Jugendlichen einen Ort zu bieten, an dem sie zusammenkommen und ihrer Leidenschaft Fußball folgen können.“ Für seinen Einsatz als Jugendleiter, Trainer und Spieler wird er schließlich 2022 von seinem Verein als DFB-Fußballheld vorgeschlagen – und tatsächlich zeichnet der DFB Jannik für sein starkes Engagement aus. Er darf daraufhin seinen Kreisverband neben rund 250 anderen Fußballheld*innen aus ganz Deutschland bei einer einwöchigen Bildungsreise in Spanien vertreten. „Das war eine riesige Überraschung für mich und die Vorfreude auf den gemeinsamen Austausch mit anderen Ehrenamtler*innen war bei mir riesengroß“, erinnert sich Jannik.
Treffen mit alten Bekannten
Vor Ort trifft der engagierte Ehrenamtler zwischen Trainingseinheiten, Lehrgängen und Gruppenarbeiten mit den anderen Fußballheldinnen und -helden auf alte Bekannte. Denn im Rahmen einer Kooperation mit dem DFB bot die DKMS den Teilnehmenden bei der Bildungsreise neben der Registrierung als potenzielle Stammzellspender*innen am eigenen Stand einen Vortrag beim abendlichen Bühnenprogramm. Dort erklärten DKMS-Mitarbeiter zusammen mit dem Stammzellspender und früheren U19-Spieler vom VfB Wolfsburg, Tim Lamers, wie die DFB-Fußballhelden gleichzeitig auch zu DKMSFußballhelden werden können, indem sie in ihren Vereinen eigene Registrierungsaktionen anstoßen – und so für die Lebensretter*innen von Morgen sorgen. „Der Vortrag kam bei uns Ehrenamtler*innen super an“, erklärt Jannik. „Denn er hat anhand der Erfahrungen von Tim gezeigt, wofür man sich registrieren lassen sollte und was man alles erreichen kann.“ Für Jannik wurde es dann beim Vortrag sogar persönlich: „Die Jungs von der DKMS haben gefragt, wer denn alles schon registriert sei“, erinnert er sich. „Dabei gingen schon sehr viele Hände hoch. Bei der Nachfrage, wer denn alles Stammzellen gespendet habe, habe ich mich dann als Einziger gemeldet und wir kamen im Nachgang direkt ins Gespräch.“
Eine Bauchentscheidung führte zur Lebensrettung
Seine Registrierung als potenzieller Stammzellspender, erklärt er, liege schon einige Jahre zurück. 2013 habe er sich aus einer Bauchentscheidung heraus in die Datenbank der DKMS aufnehmen lassen, nachdem er durch einen TVSpot auf das Thema Stammzellspende aufmerksam wurde. Zwei Jahre später teilte ihm die DKMS mit, dass er tatsächlich für einen Patienten als Spender in Frage kommt. „Für mich war sofort klar: Ich zieh‘ das durch. Wenn ich jemandem helfen kann, dann mach ich das auch“, sagt er einige Jahre später noch immer.
Janniks Spende erfolgt in einer Klinik in Dresden über das Knochenmark aus dem Beckenkamm. Bis auf den üblichen „sehr starken Muskelkater“ hat er keine Probleme zu beklagen. Nach dem Eingriff geht es für ihn zwei Tage später wieder zurück in seinen Alltag. „Ab dann habe ich nur noch auf eine gute Neuigkeit von meinem Empfänger gehofft“, erinnert er sich. „Von ihm wusste ich nur, dass er in Kanada lebt und über 30 Jahre alt ist.“
Einige Jahre wird es nun still um seine Stammzellspende. Doch 2022 will Jannik wissen, wie es seinem genetischen Zwilling in Nordamerika ergangen ist. Er stellt eine Anfrage bei der DKMS. „Daraufhin habe ich von der DKMS erfahren, dass es ihm gut geht. Das ist für mich das Wichtigste und Entscheidende“, so Jannik. Ob er seinen genetischen Zwilling einmal persönlich kennenlernen möchte? „Ich würde ihn sehr gerne kennenlernen, da bin ich zu 100 Prozent sicher. Aber natürlich nur, wenn auch er darauf Lust hat und es für ihn keine Belastung wäre.“
„In meinen Augen ist das ein super Match“
Vom Vortrag der DKMS bei den DFB-Fußballhelden hat sich der engagierte Ehrenamtler inspirieren lassen. Die Themen Stammzellspende und Registrierung möchte er gerne in seinen eigenen Verein hineintragen und so auch Teil der DKMS-Fußballhelden werden. Mit dem TSV Elbenberg beabsichtigt Jannik, bald eine Registrierungsaktion im Vereinsheim zu starten. „Solche Themen sind wichtig und viele machen sich da einfach keine Gedanken drüber. Doch wenn einmal erklärt wird, wie einfach es ist, mit der Registrierung und einer Stammzellspende einem an Blutkrebs erkrankten Menschen eine zweite Lebenschance zu ermöglichen – dann zündet das. Sich am Handy abends auf der Couch die Zeit zu nehmen und das Registrierungsset online nachhause zu bestellen, ist schon der erste Schritt, um anderen Menschen mit etwas Glück zu helfen.“
Dass der DFB und die DKMS mit ihren beiden Fußballhelden-Projekten zusammenarbeiten, sieht DFB-Fußballheld Jannik als starken Schritt. „Hier sind viele engagierte junge Menschen, die der DFB als Fußballheld*innen ausgezeichnet hat, und die das Thema Registrierung als Stammzellspender*in mit in ihre Vereine nehmen können, um so selbst zu DKMS-Fußballhelden zu
werden“, erklärt er. „In meinen Augen ist das ein super Match.“
Mit dem Fußballhelden-Projekt bietet die DKMS Amateurfußballer*innen die Chance, unkompliziert und kostenlos Registrierungsaktionen im eigenen Verein umzusetzen – und so zweite Lebenschancen für an Blutkrebs erkrankte Menschen zu schaff en. Zusammen mit dem DFB und dessen Fußballhelden will die gemeinnützige Organisation so die Kraft des Sports nutzen, um gemeinsam Blutkrebs zu besiegen.
Quelle: Hessen-Fussball Monatsmagazin des Hessischen Fußball-Verbandes e.V. – 9/2023
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