Elbenberger kritisieren Kahlschlag – Förster: „Die Bäume sind krank“
Elbenberg – „Die Deutschen lieben ihren Wald. Sieht so Liebe aus?“, prangt auf einem Schild, das an einem Baum hängt. Wenige Meter weiter hängt ein weiteres. „Den Wald in ein Schlachtfeld zu verwandeln, kann nicht die Lösung sein“, steht darauf. Entlang eines Wanderweges im Elbenberger Wald, der parallel zur Straße Am Sonnenhang verläuft, hängen Dutzende dieser Schilder. Einige sind mittlerweile wieder verschwunden. Alle befinden sich an rot markierten Bäumen.
Die Markierung stehe dafür, dass die Bäume gefällt werden sollen, sagen die Elbenberger, die die Schilder aufgehängt haben. „Wir wollen damit nicht aufhetzen, sondern bewirken, dass mehr darüber geredet wird. Der Wald ist bereits geschwächt und durch den Kahlschlag wird er noch stärker geschwächt“, sagt einer der Aktivisten, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Den Naturschützern zufolge geben die Besitzer des Waldes an, nur kranke Bäume zu fällen. Die meisten der markierten Bäume seien aber gesund. Das wisse er aus Erfahrung, sagt einer der Aktivisten. Eine andere Frau aus der Gruppe erzählt: „Ich habe auch einen Waldarbeiter angesprochen. Der hat mir gesagt, dass nicht alle Bäume, die sie fällen krank sind.“
Der Wald werde schon seit Jahren gerodet, sagen die Naturschützer. So extrem wie jetzt sei es aber noch nie gewesen. „Wir wollen wissen, wie weit das noch gehen soll“, sagt eine Aktivistin. Warum die Bäume gefällt werden, obwohl sie nicht krank sind?? „Die wollen mit dem Holz Profit machen“, glaubt einer der Waldschützer.
Sönke Mihr, Förster des Elbenberger Waldes, widerspricht: „Wir fällen hier ausschließlich kranke Bäume, um für Sicherheit auf den Wanderwegen zu sorgen“. Alle Bäume, die sie derzeit fällen, seien durch die extreme
Trockenheit der letzten fünf Jahre krank oder tot. Ihre Wurzeln seien vertrocknet und viele litten an Weißfäule – eine durch Pilze ausgelöste Baumkrankheit, die das Holzgewebe zersetzt und die Bäume brüchig macht.
In den Baumkronen vieler dieser Bäume liegen große tote Äste. „Da reicht ein Windstoß und die fallen herunter“, erklärt Mihr. „Wenn Sie davon getroffen werden, sind Sie tot.“ Manchmal kommt es aber auch dazu, dass ganze Bäume umfallen. Mihr zeigt auf seinem Handy etwa einen Baum, der kürzlich direkt neben einem am Waldrand gelegenen Haus umgestürzt ist. Laut Mihr stehen gerade an Waldrändern viele Bäume schief. Wenn sie dann noch trocken und morsch werden, steigt die Gefahr, dass sie umfallen.
Trockenheit hat Wald geschädigt
Dass die Bäume krank sind, zeigt vor allem ein Blick in die Baumkronen. An den meisten markierten Bäumen hängt kein grünes Blatt mehr. Bei manchen fehlen bereits große Teile der Rinde.
Am unteren Teil sehen sie aber oft noch gesund aus. Dadurch entstehe für Laien auch oft der Eindruck, die Bäume seien noch gesund,, glaubt Mihr. Besonders betroffen sind oft alte Buchen. „Die Buche ist ein Wassersäufer. Deshalb reagiert sie besonders empfindlich auf die Trockenheit“, erklärt Mihr. Eichen sind aber auch betroffen, obwohl ihre Wurzeln viel tiefer in den Boden reichen. Das zeige, wie stark der Boden in den letzten Jahren ausgetrocknet sei, sagt Mihr.
Neben der Trockenheit des Bodens sind auch die extremen Hitzespitzen der letzten Sommer ein großes Problem für den Wald. „Die Bäume kriegen dadurch Sonnenbrand, also verbrannte Stellen in der Rinde. An diesen Stellen können dann Insekten oder Pilze in die Bäume eindringen“, erklärt Mihr.
Etwa 70 bis 75 Bäume mussten laut Mihr gefällt werden. „Das tut uns auch weh, wir machen das nicht gerne“, sagt der Förster. „Wir sind als Waldbewirtschafter aber verpflichtet, für die Sicherheit auf den Waldwegen zu sorgen. Würden wir das nicht machen, müssten wir sie sperren, weil wir sonst für Unfälle haften müssten.“
„Es geht nicht um Profit“
Profit sei mit den gefällten Bäumen auch nicht zu erwirtschaften. Man biete das Holz zwar als Brennholz an, ansonsten sei es aber für nichts mehr zu gebrauchen. Das Fällen der Bäume koste etwa 5000 bis 10 000 Euro, schätzt Mihr. Für die Zukunft gebe es aber Hoffnung, sagt Mihr. Man habe den Wald in den letzten Jahren verjüngt. Alte, kranke Bäume mussten weichen, dafür seien aber auch viele junge Bäume nachgewachsen. Diese könnten wesentlich besser an die neuen Klimabedingungen angepasst sein, sagt Sönke Mihr. „Die alten Buchen mussten nie so tiefe Wurzeln schlagen und haben das auch nicht gemacht. Die neuen können das tun und dadurch wesentlich besser gegen die extreme Hitze gewappet sein“.